Ärzte: Teil 1
- Ina Luzia
- 2. Nov. 2020
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Jan. 2021
Was Ärzte richtig gut können, ist schlecht mit Ihren Patienten zu sprechen. Ja, nicht alle Ärzte sind so. Vielleicht war es bislang auch einfach nur mein persönliches Pech, dass mich besonders viele der unemphatischen Sorte behandelt haben. Aber mir wurde schon bei meinem ersten Krankenhausaufenthalt klar, dass ich lernen muss, wie man mit Ärzten und Ihren Aussagen umgehen muss. Um Hilfe einzufordern benötigt der eine Arzt Tränen und eine zitternde Stimme. Der Andere hingegen eine energische Ansage, wie "ich muss Jogginghosen in Größe xxs kaufen, bitte wachen Sie auf". Dass Ärzte sehr hart arbeiten müssen und eine große Verantwortung zu tragen haben, ist mir selbstverständlich bewusst. Aber in einigen Situationen wäre ein Hauch von Empathie doch ganz nett gewesen. Manchmal fühlt es sich so an als würde ich einen nicht enden wollenden Marathon laufen und dabei alle 5 Meter hinfallen. Als würden die Ärzte sagen, fall noch 10 mal hin, vielleicht finden wir dann eine Lösung. Dass meine Knie schon blutig aufgeschürft sind und ich mir beim nächsten Sturz wahrscheinlich das Bein breche, scheinen sie zu übersehen. Vielleicht können Ärzte besser arbeiten, wenn sie das Emotionale nicht so nah an sich heran lassen. Aber dabei vergessen sie manchmal, wie schwer es für ihren Patienten ist das alles auszuhalten. Ein weiteres Hindernis bei der Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist die Besprechung der Befunde. Arztgesprächen gedanklich zu folgen, fühlt sich an als säße man höchstpersönlich in einer Vorlesung von Medizinstudenten. Viele Fachbegriffe verstehe ich nicht. Meistens muss ich alles erstmal aufnehmen, darüber nachdenken und im Anschluss noch mal das Gespräch suchen. Das gestaltet sich in den meisten Fällen allerdings schwieriger als Ihr denkt. Denn wenn man 445km entfernt von der Klinik wohnt, verbringt man den ganzen Tag in Warteschleifen. Meistens sind die behandelnden Ärzte dann beschäftigt. Also wartet man auf einen Rückruf und wehe man verpasst diesen. Dann darf man sich wieder in die Warteschleife hängen und das ganze geht von vorne los. Es ginge wohl für beide Seiten einfacher... In meinem komplizierten Fall kommt dann auch noch hinzu, dass sich zwei Oberärzte und die Chefärztin der selben Klinik nicht einig sind. Drei Ärzte, drei Meinungen. Heute so, morgen so. Manchmal komme ich mir vor wie ein Versuchskaninchen. Bei einer Untersuchung, die mächtig schief gelaufen ist, hörte ich mit einem Ohr die Chefärztin sagen: "Da wir nun festgestellt haben, dass die Untersuchung in dieser Form problematisch ist, müssen wir es ab sofort machen wie im zweiten Versuch." Ich musste auch schon Medikamente einnehmen, gegen die heute Vorbehalte vorliegen. Die also gar nicht mehr verschrieben werden. Und dann wird es manchmal völlig absurd. Mir wurde eine spezielle Diät vorgeschlagen, bei der die Patienten bis zu 10kg abnehmen. Ich habe sofort gesagt, dass ich das nicht überleben würde. Es kam mir vor als hätte ich die Ärzte wachrütteln müssen damit sie merken, dass Schema F nunmal nicht bei alle Patienten funktioniert. Desto mehr die Ärzte an mir ausprobieren, desto skeptischer werde ich. Es ist zwar frustrierend festzustellen, dass auch Ärzte manchmal ratlos sind. Aber man darf nicht vergessen, dass sie eben doch nur Menschen sind. Ich finde es nur unfair, mich ständig im dunklen tappen zu lassen.
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