Notiz Max und Mama
- Ina Luzia
- 16. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Wie viele von euch bereits wissen, gab es bei der geplanten Operation viele Komplikationen, die mehrfach lebensbedrohlich waren. Alles was in den letzten 6 Wochen passiert ist und vor allem, dass ich dem Tod näher war als dem Leben, kann ich noch nicht begreifen, geschweige denn verarbeiten. Ich bin nach wie vor im "Kampfmodus", weil der Heilungsprozess noch einige Hürden mit sich bringt und eine weitere OP nicht völlig auszuschließen ist. Was passiert ist, fühlt sich nicht real an. Nur, weil ich gerade alles verdränge, kann ich diesen Beitrag heute schon schreiben. Da ich mich an das allermeiste nicht oder nur schemenhaft erinnere, haben Max und Mama zur Rekonstruktion einige Notizen gesammelt:
01.04. Aufnahme in Kassel
02.04. erste Operation, bei der der Dickdarm entfernt und der Dünndarm mit dem Enddarm verbunden wurde
05.04. mein Gesamtzustand verschlechtert sich, ich erbreche mich regelmäßig : mir werden ein zentraler Venenkatheter (ZVK) und eine Magensonde (die ich mir später wohl selbstständig gezogen habe) gelegt
06.04. ich bekomme eine Periduralanästhesie (PDA)
07.04. zweite Operation: Not-OP, weil die Verbindung nicht hält und der Stuhl in den Bauchraum fließt; erneuter Versuch den Dünndarm mit dem Enddarm zu verbinden; Narkose wird verlängert und ich werde künstlich beatmet
08.04. ich bleibe intubiert in Narkose und bekomme weiterhin starke Schmerzmittel
09.04. ich bekomme eine Atemmaske; ich habe Panikattacken wegen Luftnot und Flashbacks von den Eingriffen sowie starke Schmerzen im Brustkorb und Rücken
14.04. Entlassung ist geplant, aber der Ultraschall zeigt einen Pleuralerguss (Flüssigkeitsansammlung zwischen Brustkorb und Lunge); mir wird eine Drainage im Rücken gelegt; ich bleibe auf Intensiv
17.04. Entlassung
18.04. dritte Operation: ich bekomme einen Fieberkrampf mit Bewusstseinsverlust; Mama und Papa fahren mich noch in derselben Nacht in die Notaufnahme der Uniklinik; ich werde sofort untersucht und ins CT geschoben: ich muss zum zweiten mal notoperiert werden mit Anlage eines Dünndarm-Stomas; es gibt keine Zeit für Einwände, ich werde innerhalb weniger Minuten in den OP gefahren
22.04. vierte Operation: eine der beiden Drainagen wird trüb und füllt sich mit Eiter; ich komme sofort in den OP und werde zum dritten mal notoperiert, weil der Bauchraum erneut gespült werden muss
08.05. Entlassung mit Vakuumpumpe für den Hartmannstumpf (stillgelegter Enddarm)
Das was ihr hier lest ist nur der gröbste Überblick von dem was alles passiert ist. Meine Entzündungswerte lagen bei über 400 - normal sind Werte von 0 bis 0,5. Ich wurde künstlich ernährt und hatte in Folge dessen schmerzhafte Einlagerungen am ganzen Körper. Durch das dreimalige Wiedereröffnen der Narbe (die von OP zu OP immer größer wurde), entwickelte ich eine Wundheilungsstörung. Die Wunde muss bis heute regelmäßig behandelt werden. Der Heilungsprozess wird noch Wochen in Anspruch nehmen. Mein Stumpf wächst ebenfalls nicht richtig zu. Deshalb wurde eine Vakuumpumpe an die Naht des Enddarms gelegt, die zweimal in der Woche von der Uniklinik unter Narkose gewechselt werden muss. Auch hier ist der Heilungsprozess langwierig und kann sich über Monate hinweg ziehen. Dieser Blogbeitrag ist rein sachlich geschrieben, weil ich meine Gedanken und Emotionen noch nicht sortiert kriege. Was ich nur sagen kann ist, dass das für meine Familie und mich die schlimmste Zeit unseres Lebens war und immer noch ist.
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