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CT mit Kontrastmittel

Schon seit Monaten quäle ich mich mit Abführmitteln und Darmirrigation rum - ohne Erfolg. Mein Bauch fühlt sich nach wie vor an, als würde er platzen und zwar zu jeder Tageszeit. Hinzu kommen stechende Schmerzen, die kaum noch zu ertragen sind. Auch der Versuch mit den Darmbakterien und dem C8 Öl ist gescheitert, denn die Besserung der Symptomatik hielt nur wenige Tage an. Ich musste dringend mit meinem Arzt des Vertrauens sprechen, denn so wie es jetzt ist, kann ich das nicht mehr lange aushalten. Per Videosprechstunde schlug er einen Termin vor Ort vor, damit die Topographie des Dickdarms genauer untersucht werden kann. Ich stimmte nur zu, weil ich nicht stationär bleiben musste, sondern im Hotel übernachten konnte. Drei Tage später ging es dann auch schon nach Kassel zurück ins Krankenhaus. Nach der Blutabnahme folgte ein Ultraschall. Magen und Dünndarm waren gut zu erkennen und zeigten auch eine gute Peristaltik. Der Dickdarm konnte allerdings nicht geschallt werden, da man durch die Luftmassen ausschließlich schwarze Flecken zu sehen bekam. Prof. R. meldete mich anschließend telefonisch in der Radiologie an und klärte mit dem Arzt, dass das Kontrastmittel für den Dickdarm in Form eines Einlaufs ausreichen würde, ich also kein weiteres Kontrastmittel trinken brauche. Am nächsten Morgen sollte ich mich um 9 Uhr in der Radiologie melden. Als die Rede von "Zugang legen" war, zog sich bereits alles in mir zusammen. Nach einer guten Stunde im Wartezimmer kam eine Krankenschwester und fragte, wer ich denn sei. Ich erklärte, dass ich von Prof. R. komme und einen Termin fürs CT habe. "Sicher nicht fürs MRT", fragte die Schwester. Ich wiederholte: "Nein, ich muss ins CT." Als sie mich noch mals nach einem MRT fragte, erklärte ich ihr mit leicht verärgerter Stimme, dass ich auf keinen Fall ins MRT darf, weil das mit Magenschrittmacher lebensgefährlich ist. Das schien sie dann endlich verstanden zu haben und kümmerte sich um ein freies CT. An dieser Stelle muss ich ein paar meiner Gedanken einwerfen: Es mag sein, dass diese eine Krankenschwester nicht wusste, wer ich bin und, dass es irgendwelche Kommunikationsfehler gab. ABER, wenn ich sage, dass ich nicht ins MRT sondern ins CT soll, dann fragt bitte nicht 5 mal nach, ob das auch wirklich stimmt. Erstens fühlt man sich als hätte man keine Ahnung was Sache ist und zweitens kann es zu Verunsicherungen führen. Gerade in solch stressigen und emotionalen Situationen, hätte der ein oder andere vielleicht dann doch einem MRT zugestimmt. Fangt endlich an uns Patient*innen zu glauben! Wenige Minuten nach der Diskussion mit der Krankenschwester, kam eine andere Schwester mit einem Krug voll Flüssigkeit zu mir und bat mich den Liter Kontrastmittel in der nächsten halben Stunde zu trinken. Ich weigerte mich und erklärte, dass ich nichts trinken müsse. Nach kurzem hin und her stellte sie den Krug vor mir ab und verschwand im Arztzimmer. Dann kam der Radiologe höchst persönlich zu mir, um mich zum Trinken zu überreden. Ich erklärte ihm, dass ich nur trinken werde, wenn es mir von Prof. R. gesagt wird. Der Arzt schmunzelte und erwiderte, dass er noch mal mit ihm telefoniert hatte und verhandelte, dass wenigstens die Hälfte getrunken werden muss. Ich sah ihn wiederwillig an. "Prof. R. sagte mir bereits, dass sie nicht begeistert sein werden, aber es ist wichtig für ein gutes CT-Bild.", sagte der Radiologe. Ich sagte ihm, dass das aber schmerzhaft für mich sein wird und ich mich deshalb ungern damit zufrieden gebe. "Aber das tut nicht weh, dass ist total verdünnt.", versicherte er. Ich versuchte ihm zu erklären, dass es nicht um den Inhalt der Flüssigkeit sondern um Flüssigkeit im allgemeinen geht - erfolglos. Mal wieder glaubte man mir nicht und versuchte mir meine Schmerzen abzusprechen. Um diese ganze Tortur nicht noch einmal machen zu müssen, trank ich letztendlich zwei Becher aus dem Krug. Zweieinhalb Stunden nach vereinbartem Termin kam ich dann endlich dran. Das waren die schlimmsten 5min seit langem. Das Kontrastmittel, dass zusätzlich von unten eingeführt wurde brachte das Fass wortwörtlich zum überlaufen und das Kontrastmittel, dass während des CTs intravenös gegeben wurde brannte im ganzen Körper. Nach dem ich dort raus war, bekam ich wieder mal eine Panikattacke und ließ mich von Mama kaum beruhigen. Diese Krankenhauserfahrungen sind immer wieder aufs Neue feinstes Futter für mein Trauma. Eine halbe Stunde später konnten wir dann die Ergebnisse mit Prof. R. besprechen. Die Stimmung war nicht nur bedrückt, weil ich sauer auf alle in diesem Krankenhaus war, sondern auch, weil der Gesichtsausdruck von Prof. R. Bände sprach. Er drehte seinen Bildschirm zu Mama und mir. Ich verstand im ersten Moment nicht was ich dort sah. Ich konnte den Magen, den Schrittmacher und einiges an Darm erkennen, aber die Lage der Organe verwirrte mich. Meine Mama fragte, ob das Bild auf dem Kopf stünde und sagte schockiert, dass das aber viel Darm sei. Prof. R. erklärte, dass nicht das CT-Bild auf dem Kopf steht, sondern mein Dickdarm "falsch herum" in meinem Bauch liegt. Man sah ein u-förmiges Gebilde anstatt eines Dickdarms, der im rechten Unterbauch beginnt und rahmenartig im Uhrzeigersinn einmal um den Dünndarm herum nach links unten verläuft. Außerdem ließ sich an einigen Stellen ein Durchmesser von mehr als 6 cm ermitteln - normal sollten es 2cm sein. Aber das wohl größte Problem des Nahrungstransportes sind die 3 Schlaufen und der Haken am Ende des Dickdarms. Durch diese Windungen ist ein Transport selbst bei guter Motilität kaum möglich. Ohne Prof. R. einen Vorwurf machen zu wollen, fragte Mama, warum man diese Untersuchung nicht schon vor Jahren gemacht hat. "Das Problem ist, dass wir es mit einem äußerst komplexen Störungsbild zu tun haben und man nicht mit allen drei Organen gleichzeitig anfangen kann. Der Fokus lag zunächst auf dem Magen. Diesen haben wir durch den Schrittmacher gut in den Griff bekommen - sowohl von der Bewegung, als auch von der Anatomie her. Der Dünndarm sieht an einigen Stellen zwar auch nicht ganz in Ordnung aus, aber er arbeitet durch das Prucaloprid sehr gut. Jetzt kümmern wir uns um die letzte Baustelle, den Dickdarm.", antwortete Prof. R. Ich verstehe was er meint, auch wenn ich immer gesagt habe, dass mein Problem vorrangig der Dickdarm sein muss. Bevor ich Prof. R. kennengelernt habe, hat jeder Arzt mir gesagt, dass ich mir alles einbilden würde. Selbst nach unendlichen Untersuchungen in verschiedensten Krankenhäusern wollten die Ärzt*innen mir nicht glauben. Prof. R. ist der erste Arzt, der seinen Patient*innen glaubt und diese Gefühle dann versucht medizinisch zu belegen. Da es sich um etwas angeborenes handeln muss, das mit den Jahren stetig schlechter wird, hat man mit dem Organ angefangen, für das man als erstes einen Befund hatte, während der Rest sich weiter verschlechtert. Wie auch immer... so wie es ist, ist es nunmal. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen, auch wenn mir das wohl einige Jahre an Leid und medikamentösen Experimenten erspart hätte. So schockiert ich über diesen Befund bin, so erleichtert bin ich gleichzeitig. Nach 27 Jahren habe ich es endlich schwarz auf weiß: Mein Dickdarm ist das Problem und meine Schmerzen sind berechtigt. Ich muss immer wieder an diese Ärztin aus Köln zurück denken, der ich bereits bei meinem ersten Krankenhausaufenthalt meinen Bauch zeigte und sagte, dass ich das Gefühl habe zu platzen. Sie aber lediglich antwortete, dass mein Bauch völlig normal und nicht aufgebläht sei. Dieser Psychoterror hat nun endlich ein Ende! Jahrelang hat man mir eingeredet, dass ich mit meinem Körpergefühl falsch liege und es sogar geschafft, dass ich mein Vertrauen in mich selbst verliere. Ich hatte vor dem CT sogar zu Prof. R. gesagt, dass ich Angst habe, dass mein Dickdarm normal aussieht und ich mir alles einbilde. Doch auf dem Bild sieht jeder Leihe, dass ein so geformter Darm nicht arbeiten kann. Bevor man den Dickdarm entfernt, kann man noch einen medikamentösen Versuch mit Constella unternehmen. Dieses soll die Motilität des Dickdarms verbessern und könnte mir im besten Falle noch ein par Jahre mit Dickdarm geben - wenn es anschlägt. Dazu müsste man einen Antrag bei der Krankenkasse stellen, da Constella in Deutschland aufgrund des geringen Bedarfs nicht zugelassen ist. Aber auf kurze oder lange Sicht muss der gesamte Dickdarm, bis auf den Enddarm, entfernt werden. Für mich war klar, ich möchte keinen weiteren medikamentösen Versuch mehr starten. Ich quäle mich seit 27 Jahren mit einem extrem gestörten Verdauungssystem, jetzt ist Schluss. Wenige Tage nach der Untersuchung fragte ich Prof. R. per Mail nach einer Videosprechstunde, um die OP zu planen und alle Fragen zu klären. Auch, wenn es allein meine Entscheidung ist, bin ich unendlich dankbar für die bedingungslose Unterstützung von meinen Eltern, meinem Freund und meinen besten Freunden - ohne Euch wäre das Ganze doppelt so schwer!



 
 
 

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