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Warmer Apfelsaft

Aktualisiert: 15. Juni 2023

"Sie können in zwei einhalb Monaten kommen, da ist ein Termin frei.", war die Aussage der Assistentin meines Gastroenterologen, nach dem ich über starke Bauchschmerzen geklagt hatte. Ich lehnte dankend ab und wendete mich an meinen Lieblings-Chirurgen. Es war ein Dienstag, an dem ich ihn anrief und Donnerstag konnte ich mich im Krankenhaus bei ihm vorstellen. Ich wartete in der Zentralen Notfallaufnahme, als nach einer Stunde eine Krankenschwester kam: "Der Doktor steht noch im OP, er macht seinen Patienten aber jetzt zu und ist dann sofort bei Ihnen." Ein paar Minuten später kam schon eine Ärztin und begleitete mich ins Behandlungszimmer. Sie war Assistenzärztin für Bauchchirurgie und hatte von meinem Fall gehört. Sie fragte, wo die Schmerzen herkommen und machte einen Ultraschall. Sie zeigte mir eine Stelle und sagte: "Sehen Sie das, Ihr Darm ist glücklich. Er arbeitet und bewegt sich in eine Richtung." Ich antwortete: "Ja das erkenne ich, aber er kommt mir alles andere als glücklich vor. Er kommt mir eher so vor, als würde er mich hassen und mir den Mittelfinger zeigen." Die Ärztin erklärte mir, wo das Problem liegt. Mein Darm bewegt sich zwar, aber viel zu langsam. Dadurch sammelt sich der Nahrungsbrei an einigen Stellen und verhindert eine normale Darmpassage. Es bildet sich Luft im Bauch und Scherzen entstehen. Ich sollte nun 2,5 Liter am Tag trinken. Immer wenn mir ein Arzt sagt, dass ich mehr trinken muss, kriege ich Bauchschmerzen. Ich bin ja schon stolz auf mich, wenn ich 1,5 Liter schaffe. Ein Glas warmer Apfelsaft täglich sollte mir helfen. Das Movicol, das den Stuhl weich macht, soll ich mit zwei goßen Gläsern Wasser trinken. Wie gut, dass in der Packungsbeilage steht: Nehmen Sie das Pulver mit 125ml Wasser ein. Zusätzlich habe ich noch ein Mittel für Babykoliken bekommen, das soll gegen die Luft im Bauch wirken. Zu guter letzt bekam ich noch eine Flasche Abführmittel oder um es schöner auszudrücken ein Mittel zur Darmreinigung. Ich sollte die Mittelchen in meine Tasche packen, da die Assistenzärztin sonst Ärger bekommen hätte. Da handelte es sich wohl wieder um eine der abertausenden bürokratischen Regelungen unseres Gesundheitssystems. Dann nahm sie mir noch, auf Wunsch des Oberarztes, Blut ab. Sie legte mir ihren Leoparden farbenden Venenstauer an und schaffte es auf anhieb die Vene zu treffen. "Das haben Sie aber gut gemacht.", lobte ich sie. Ich wollte entgegen der vielen meckernden Patienten, mal etwas positives zurückmelden. Auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. Als sie fertig war, kam auch schon Dr. Incredible. Er schaute sich den Hubbel an der Narbe an: "Ach du sch****!". Er tastete meinen Bauch ab und korrigierte: "Das ist nichts schlimmes. Das sind die Knoten des Fadens unter der Bauchdecke, denn diese wird mehrschichtig zusammengenäht. Am Ende des Fadens musste ich bei Dir ziemlich viele Knoten machen, weil Du so dünn bist. Der Faden unter der Bauchdecke löst sich nach ca. 280 Tagen von alleine auf und damit auch der Hubbel. Wir machen da gar nichts dran. Außer es sollte sich entzünden." Ich fragte noch fünfmal nach, ob das wirklich nichts schlimmes ist. Er kann mir doch nicht so einen Schrecken einjagen! Nach dem die Blutwerte nichts auffälliges zeigten, durfte ich nach Hause. Nun sollte ich die Mittel für den Darm ausprobieren, fleißig warmen Apfelsaft trinken und Dr. Incredible auf dem Laufenden halten. Ich war so froh, dass ich dort war. Es gibt nichts schlimmeres als das Kopfkino, das entsteht, wenn der Körper nicht weiß woher die Schmerzen kommen.



 
 
 

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