...und doch bin ich krank.
- Ina Luzia
- 22. Okt. 2020
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. März
Bevor Ihr verstehen könnt, warum mich der Satz "Du siehst doch gar nicht krank aus" teilweise sehr verletzt, muss ich etwas ausholen. Seit mehr als drei Jahren telefoniere ich mehr mit meinen Ärzten, als mit meinen Freunden. Lerne ich mehr über Diagnostikverfahren und Therapieansätze als in der Schule über Matrizen oder Franz Kafka. Verstehe ich es besser, mit Ärzten zu reden, als es irgendein Kommunikationsmodell je beschreiben könnte. Ihr merkt schon, obwohl man krank und erschöpft ist braucht man viel Kraft und Ausdauer, um zu überleben. Genau das ist es, was viele Menschen nicht sehen. Die Fassade bröckelt von Tag zu Tag, die Kräfte schwinden und die Hoffnung ist nur noch ein kleiner Funke, der zu erlöschen droht. Ich fühle mich nicht gut, bin kraftlos, sehe schlecht aus. Mich muss niemand vom Gegenteil überzeugen und mir muss erst recht niemand sagen: "Kopf hoch Ina, das wird schon; du schaffst das; bleib stark...". Denn irgendwann da ist der Punkt erreicht, an dem man diese Erwartungen nichtmehr erfüllen kann. Oder würdet Ihr einem Einbeinigen sagen: "Los lauf doch! Lauf einfach so schnell wie alle anderen."...? Ich fühle mich dann nicht ernst genommen, nicht verstanden. Es gibt da natürlich kein schwarz und weiß, kein richtig oder falsch. Denn in bestimmten Situationen freue ich mich auch zu hören, dass ich gut aussehe. Aber eben nicht immer. Und besonders dann nicht, wenn es mir offensichtlich schlecht geht. Gerade die Familie und enge Freunde wissen, wie groß der Leidensdruck ist, wie viel Empathie und Sensibilität von Ihnen gefordert wird. Und genau deshalb möchte ich Euch mit in meine Welt nehmen...
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