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Schicksal!

Bereits am Montag nach den Untersuchungen rief mich der Gefäßchirurg an, den ich von nun an nur noch Dr. Incredible nennen werde. Warum werdet Ihr in den nächsten Beiträgen noch besser verstehen. "Ich werde Sie operieren!" waren die ersten Worte, die aus dem Hörer schallten. "Sie werden mich operieren.", wiederholte ich. Währenddessen sah ich, wie mein Papa einen Arm in die Luft streckte und sich freute. Es konnte kein Zufall sein, dass ich genau an diesem einen Morgen den entscheidenden Bericht sah, der mein Leben grundlegend verändern würde. Das musste Schicksal sein. Ganz leise wiederholte ich immer wieder, dass ich operiert werde. Dann wechselten meine Gedanken von "ich bin erleichtert", zu "mein Bauch wird aufgeschnitten", über "ich muss wieder ins Krankenhaus", bis zu "ich kann das alles nicht glauben". Nachdem ich die Nachricht aufgenommen hatte, erklärte mir Dr. Incredible, dass er bei der OP möglicherweise ein neues Verfahren anwenden wird. Ich hatte zwar ungefähr verstanden, was er vor hatte, konnte aber nichts darüber im Internet finden. Sämtliche Fragen, fielen mir natürlich erst im Nachhinein ein. Aus diesem Grund war ich sehr gespannt auf das Aufklärungsgespräch und freute mich schon auf seine Zeichenkünste. Zwei Tage später bekam ich den Termin für das Vorgespräch und die Operation. Als Papa von der Arbeit nach Hause kam stand Mama in der Küche. Ich war oben im Flur und hörte wie Papa zu ihr sagte: "Gleich Montag die OP... Schatz, sag doch auch mal was dazu." Sie antwortete: "Was soll ich denn dazu sagen?" "Ich habe Angst!", entgegnete Papa und Mama antwortete mit genau dem gleichen Satz. Ich kann die Angst der beiden natürlich nachvollziehen, immerhin sind Eltern immer um Ihre Kinder besorgt. Was ich nicht verstehen konnte, war meine Gefühlslage. Ich spürte weder Angst noch Aufregung. Mir schwirrte nur eine Frage im Kopf herum: Würde die OP das gesamte Problem lösen oder würde der Eingriff nur einen Teil des Verdauungstraktes gesund machen? So oder so, war ich einfach nur erleichtert. Es wurde endlich eine Ursache gefunden, die mindestens die Hälfte der Diagnosen erklärte und zu behandeln war. Besonders erleichtert war ich darüber, dass ich die Entscheidung über eine Operation nicht alleine treffen musste. Diese Angst baute sich mit der Zeit immer größer und größer vor mir auf. Wie ein Bär, der plötzlich nur noch auf den Hinterbeinen steht und die Zähne fletscht. Ich hatte so große Angst vor diesem Anruf, dass ich mir einredete, Dr. Incredible würde sagen: "Ob Ihnen eine OP hilft, weiß ich nicht genau. Das müssen Sie jetzt für sich entscheiden." Wenn Ihr glaubt, das wäre völlig realitätsfern, dann hattet Ihr das Glück, noch nichts mit ratlosen Ärzten zutun zu haben. Ich konnte irgendwann die einfachsten Dinge nicht mehr entscheiden. Mein Bauchgefühl war so getrübt, dass ich mich auch darauf nicht mehr verlassen konnte. Ich war einfach mit allem überfordert und sobald ich die falsche Entscheidung getroffen hatte, fiel mir die nächste noch schwerer. Mir ist im Nachhin aber eine Sache aufgefallen. Ich konnte mir an keinem Tag vorstellen, was passieren würde, wenn ein Operation nicht in Frage gekommen wäre. Und siehe da, dazu kam es auch nie.



 
 
 

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