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OP und Intensivstation

Aktualisiert: 15. Juni 2023

Der Wecker klingelte um 07:15Uhr. Ich versuchte mich frisch zu machen, was sich dank der Beruhigungspille doch schwerer gestaltete, als gedacht. Es gelang mir noch das OP-Hemdchen richtig anzuziehen und sogar die Schleife am Rücken zu binden. Für einen Thrombosestrumpf reichte es auch noch, den anderen zog ich falsch herum an. Wie es mir gelang diese engen Teile überhaupt noch über meine Beine zu ziehen, ist mir bis heute ein Rätsel. Dann kamen auch schon zwei Krankenpfleger, drückten mir eine weitere Beruhigungspille in die Hand und schoben mich in den Vorbereitungsraum. Ich bin mir sicher, dass ich mich noch munter mit ihnen unterhalten hatte, aber worüber ist mir entfallen. Wir warteten noch einige Minuten vor einer großen Schiebetür. Dann kam mir ein großer kräftiger Mann, mit grüner Haube entgegen und bat mich, mich auf eine andere Liege zu legen. Auch er fragte mich irgendwas und ich antwortete irgendwas. Ich wurde mit einer feuchten, aber warmen Decke zugedeckt. Dann sollte ich mein OP-Hemdchen ausziehen. Weil ich sofort Gänsehaut im Gesicht bekam, wurde warme Luft unter die Decke gepustet. Der kräftige Mann schob mich in einen anderen Raum, wo schon zwei Krankenschwestern irgendwelche Sachen vorbereiteten. Ab dann hatte ich einen wunderbaren Filmriss. Ich kann mich nicht mal daran erinnern, wie mir der Zugang für die Vollnarkose gelegt wurde. Als ich wieder bei Sinnen war, mehr oder weniger, öffnete ich meine Augen. Das grelle Krankenhauslicht schien mir in meine verklebten Augen und meine Ohren wurden von dem lauten Piepen der Geräte betäubt. Ich lag auf der Intensivstation. Dr. Incredible kam öfter vorbei und einmal war auch der Chefarzt aus dem Fernsehbeitrag da. Ich glaube sie fragten mich jedes Mal wie es mir geht, aber ich erinnere mich nur noch an Schmerzen. Eine Krankenschwester erzählte mir ein paar Tage später, dass ich andauernd nach mehr Schmerzmitteln klingelte. Da fiel mir ein, wie eine der Schwestern gesagt hatte: "Ich kann Ihnen nicht mehr geben. Ich möchte Sie nicht ins Jenseits schießen. Das muss jetzt ein Arzt verantworten." Kurz darauf kam Dr. Incredible vorbei und wies die Schwester an, mir noch mehr Schmerzmittel zu geben. Ich bekam Morphin und Novalgin über die Zugänge im Hals, im Arm und in Tablettenform. An das eigentliche Empfinden des Schmerzes, also wie er sich anfühlte und wie intensiv er war, erinnere ich mich nicht mehr. Ich weiß nur, dass diese heftigen Schmerzen da waren. Verrückt, wie unser Gehirn unsere Erinnerungen verpfuscht. Bis Dienstag Vormittag lag ich auf der Intensivstation. Am Nachmittag kam meine Mama zu Besuch. Sie war die ganze Stunde, die es ihr erlaubt war mich zu besuchen, bei mir. Aber es kam mir vor, als hätte ich sie nur für einen Augenblick gesehen.




 
 
 

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