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Kämpfen

Aktualisiert: 15. Juni 2023

Seit Jahren kämpfe ich Tag für Tag gegen mein Bauchmonster. Es ist eine anstrengende und nervenraubende Schlacht. Sie legt sich wie ein grauer Filter über mein Leben und lässt alles bunte verblassen. Nicht wie bei einem schönen Instagram Bild, eher wie bei Harry Potter, wenn die Dementoren angreifen. Für die meisten Menschen ist es ganz normal morgens aufzustehen, zu frühstücken, in den Tag zu starten. Freunde zu treffen oder was mit der Familie zu unternehmen. Ganz normaler Alltag, eigentlich. Mir fällt der Start in den Tag oft schwer. Ich möchte mein warmes Bett nicht verlassen. Ich möchte auch nicht frühstücken. Auf Gesellschaft habe ich auch keine Lust. Vielleicht die meines Hundes, aber das reicht dann auch schon. Ich möchte niemanden sehen, denn die erste Begegnung beginnt meist mit: "Wie geht es dir?" Ich könnte natürlich sagen: "gut", allerdings bin ich eine sehr schlechte Lügnerin und es geht mir auch nicht um die wahrheitsgemäße Beantwortung dieser Frage. Es geht um die Frage an sich. Die Antwort liegt bei einem Kranken doch relativ nah oder nicht? Ich sage oft nur: "Nicht so gut." (was schon eine Untertreibung ist). Dann verzieht sich die Miene meines Gegenübers in Richtung Boden und die Konversation ist beendet. Wenn das Murmeltier täglich grüßt, dann möchte man irgendwann einfach nicht mehr gefragt werden. Die Überwindung, doch aufzustehen und all diese normalen Dinge zu tun, ist -ob Ihr es glaubt oder nicht- einfach unglaublich Kräfte zehrend. Deshalb ist es wichtig, dass man sich für jede "Kleinigkeit" lobt. Wenn ich mal wieder gegen mein Ich-habe-keinen-Hunger-Monster angekämpft habe, dann sage ich: "Gut gemacht Ina, dein Körper braucht diese Energie." Wenn ich spontan etwas mit Freunden unternehme, dann bin ich stolz auf mich, denn ich habe mich den Symptomen des Bauchmonsters widersetzt. Ich glaube, dass es vielen Kranken so geht wie mir. Man zieht sich zurück, weil man keine schlechte Stimmung verbreiten oder den Anderen keine Umstände machen möchte. Aber das redet man sich oft nur selbst ein. Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass Familie und Freunde sich freuen, dass man sich trotz seiner Erkrankung durch den Alltag schlägt. Das Leben stellt uns meist vor Herausforderungen, die wir uns nicht aussuchen können. Deshalb müssen wir das Steuer selbst in die Hand nehmen und uns durch den Sturm manövrieren. Wenn ich die schönen Dinge des Lebens aus dem Auge verliere, dann erinnere ich mich an unsere Sommerurlaube zurück und weiß wieder, dass es sich immer lohnt zu kämpfen. Kein Kampf ist vergeblich. Es kann nur jemand verlieren, der erst gar nicht anfängt zu kämpfen.



 
 
 

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