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Kämpferherzen

Aktualisiert: 15. Juni 2023

Vor ein paar Wochen saß ich Zuhause in meinem Sessel. Die Beine gekreuzt, im Schoß meinen Laptop und in den Händen eine Tasse Kakao. Ich fragte mich, welche Buchstaben ich wohl tippen könnte, um aus Worten einen Text für heute, für Euch, für Uns Kämpferherzen zu schreiben. Jetzt stehe ich hier und frage mich immer noch, was ich Euch denn überhaupt erzählen kann. In Sachen Kämpferherzen, sind wir schließlich alle Experten:


Wir wissen nur zu gut...Wie ein Krankenhaus von innen aussieht. Wie man im Chaos von Diagnosen, Untersuchungen, Therapien und Medikamenten nicht erstickt. Wie man immer wieder aufs Neue hinfällt, aufsteht und weitermacht. Wie man den Tornado an Gefühlen zulässt, aushält und übersteht. Wie man aus den übelsten Tagen doch noch ein Lächeln heraus kitzelt. Wie man am Ende seiner Kräfte ist und doch stärker zurück kommt.


Ich kann ja wie immer nur für mich sprechen. Aber ich hoffe, dass ich in diesem Fall für uns alle sprechen und sagen kann, dass wir durch unsere Erkrankungen gelernt haben worauf es im Leben ankommt.


Lektion 1 der Prüfung des Lebens:

Jeder Tag kann ein guter werden, wir müssen ihn nur dazu machen.

Es gibt gute und schlechte Phasen im Leben und besonders im Leben mit einer chronischen Erkrankung. Wie oft hört Ihr von Freunden, Kollegen oder der Familie "Ich muss noch hier, ich muss noch da, ich muss noch überhaupt." Man muss gar nichts! Das einzige was man muss, ist das Leben so zu leben, dass man glücklich ist. Wenn man eine Pause braucht, weil das Leben wie ein ICE Zug an einem vorbei rauscht, dann nimmt man sich diese Pause. Auch wenn es vielleicht manchmal schwer fällt, sich das selbst einzugestehen. Sich Zeit für sich und seine Wünsche zu nehmen, finde ich besonders wichtig. Denn auf sich selbst aufzupassen, kann manchmal schwieriger sein, als man denkt. Und schwere Phasen lassen sich doch viel besser aushalten, wenn man auch die Kraft hat zu kämpfen. Schließlich gehört kämpfen oft zu unserem Alltag.


Lektion 2 der Prüfung des Lebens:

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber mir gruselt es schon, wenn ich mal wieder ins Krankenhaus muss. Die Atmosphäre, die Nadeln und diese gewaltige Welle der Empathie. Ich spreche hier nicht von allen Ärzten, schließlich habe ich genügend tolle von Ihnen kennengelernt. Aber hin und wieder habe ich auch Bekanntschaft mit einem schwarzen Schaf gemacht. Naja, Ärzte sind (auch wenn sie manchmal nicht den Anschein erwecken) eben doch nur Menschen, keine fehlerfreien Roboter. Bevor ich also dem ersten Halbgott im weißen Kittel glaube, suche ich noch ein oder zwei andere Halbgötter auf. Und was mache ich dann, wenn ich im besten Falle drei verschiedene Meinungen habe? Genau, ich frage den besten aller Götter: Google. Quatsch, Spaß bei Seite. Ich höre immer auf mein Bauchgefühl und treffe die Entscheidung, mit der ich mich am wohlsten fühle. Man selbst kennt sich doch immer am Besten, dafür muss man nicht Medizin studiert haben.


Lektion 3 der Prüfung des Lebens:

Unsere Entscheidungen müssen nicht immer richtig sein.

Ich denke wir wissen alle, dass wir manchmal völlig daneben liegen. Vielleicht, weil unser Kopf den Bauch übertönt, wir einfach überfordert sind oder mal wieder die Wahl zwischen Pest und Cholera haben. Oder vielleicht doch lieber Medizin studiert hätten. Und trotzdem ist es nie so schlimm, wie wir im ersten Moment denken bzw. wie es uns der Kopf vorgaukelt. Denn jeder Fehler ist immer auch eine Erkenntnis und Erkenntnis ist Fortschritt.


Lektion 4 der Prüfung des Lebens:

Fortschritt und Rückschritt wechseln sich ab.

Sicherlich kennt es jeder von Euch. Man geht zwei Schritte vor und einen zurück. Das Problem ist nur, je länger der Weg ist, desto anstrengender wird es, die Kraft nicht zu verlieren. Im Studium habe ich sogar gelernt, dass Schmerzempfinden exponentiell steigt. Für alle die solche Mathegenies sind wie ich: Je häufiger wir Schmerz empfinden, desto stärker spüren wir diesen, auch wenn es der "selbe" Schmerz ist. Also ist es völlig in Ordnung, wenn man mal ein Tief hat und da darf man sich auch ruhig mal in Selbstmitleid suhlen. Hauptsache, man findet den Weg zurück ins Hoch. Ich vergleiche das immer mit einem Marathon, bei dem wir immer wieder hinfallen, manchmal liegen bleiben, aber am Ende trotz blutiger Knie weiterlaufen. Und wie das so ist bei einem Marathon, läuft es sich am besten zu zweit oder sogar als Gruppe. Diese Gruppe haben wir schon gefunden und dafür bin ich unglaublich dankbar!


Wir müssen das Leben zwar nehmen wie es kommt, aber das müssen wir nicht alleine!




 
 
 

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