Kontrolluntersuchung
- Ina Luzia
- 28. Sept. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Letzte Woche Dienstag war ich in Kassel bei Professor "Goodman". Warum er diesen Spitznamen von mir bekommen hat, werde ich Euch jetzt erzählen. Mit relativ schlechter Laune betraten meine Mama und ich sein Behandlungszimmer. Mir ging es mal wieder nicht besonders gut. Ich spürte zwar in den letzten Monaten eine deutliche Verbesserung einiger Symptome, andere wiederum verstärkten sich negativ. So schaffe ich es nun auch Mittags eine Kleinigkeit zu essen, habe einige Kilos zugenommen, kann diese stabil halten und kann mich nach dem Essen sogar noch bewegen. Mein Magen fühlt sich normal gefüllt an und nicht so, als würde er zerreißen. Was allerdings sehr viel schlimmer geworden ist, ist der aufgedunsene Bauch. Ich kann zwar regelmäßig auf die Toilette gehen, aber ich fühle mich nie erleichtert. Mein Darm fühlt sich manchmal so voll an, dass infolgedessen irgendwann auch wieder der Appetit weg bleibt. Als Professor Goodman mich also fragte, wie es mir geht, war meine Antwort: "Schlecht." Ich erklärte ihm die Problematik und, dass mir an besonders schlimmen Tagen nur noch Abführtropfen helfen. Er fragte mich, wie viele Tropfen ich einnehmen würde. Ich flüsterte unsicher: "40." Da mir die letzte Ärztin keine 40 Tropfen gegeben wollte, weil sie der Meinung war, dass das vollkommen überdosiert wäre, hatte ich mit einer ganz anderen Antwort gerechnet, als ich tatsächlich bekam. "40 Tropfen, in Ordnung. Dann schlage ich vor, dass du nun alle 4 Tage diese Menge einnimmst, um deinen Darm an eine vollständige Entleerung zu gewöhnen und es nicht erst zu diesem extremen Völlegefühl kommen lässt." Ich war verwirrt und erzählte ihm von meinen widersprüchlichen Erfahrungen, die ich diesbezüglich schon mehrfach gemacht hatte. Er sagte mir, dass die Ärzt: innen in der Vergangenheit meinen Darm mit einem gesunden Darm verglichen hatten, was offensichtlich nicht richtig ist. "Manche Menschen, würden von 40 Tropfen umkippen und manche Menschen brauchen 60 Tropfen, damit sie eine Wirkung erzielen.", erklärte mir der Professor. Ich war unglaublich froh, dass er mich nicht verurteilte, sondern mich im Gegenteil aufklärte und unterstütze. Dann machte er einen Ultraschall von meinem Bauch. Auf dem Ultraschall zeigte er mir, dass man immer wieder Luft zu sehen bekommt, weil Luft weiße Streifen verursacht und somit immer wieder die Bildgebung stört. Trotz der vielen Luft, scheint mein Magen und auch mein Darm, dank des Schrittmachers, sehr viel aktiver zu arbeiten. Außerdem liegt mein Magen nicht mehr im Becken, sondern schon auf Höhe des Bauchnabels. D.h. innerhalb von vier Monaten hat er sich bereits verkleinert! Anschließend kam der Techniker hinzu, um die Daten des Schrittmachers auszulesen. Er kann mit dem Auslesegerät jede Sekunde von der Implantation an verfolgen. Schritti hatte zu 100% gearbeitet und keine Aussetzer zu verzeichnen. Da meine Schmerzen sehr viel weniger geworden sind, beließen wir es bei der Standardeinstellung: 0.1 Sekunde an, 5 Sekunden aus. "Jetzt müssen wir uns nur noch um die Luft in deinem Bauch kümmern.", sagte er zufrieden. Das ist der erste Arzt, der mich nicht damit abspeist, dass man bei dieser Problematik nichts machen könne. Ihm liegt es scheinbar wirklich am Herzen, alles menschen mögliche für seine Patient: innen zu tun. Deshalb soll ich nun erstmal ausprobieren, ob ich mit den Abführtropfen klar komme und mich dann noch mal bei ihm melden. Bis jetzt kann ich sagen, dass ich relativ gut damit klar komme. Allerdings habe ich seit zwei Tagen einen Hautausschlag im Gesicht und bin zunehmend erschöpfter. Aber ich werde die Routine erst einmal beibehalten, um dann auch wirklich ein aussagekräftiges Ergebnis zu haben. Bei all den positiven Neuigkeiten, die der Professor für mich hatte, fiel es mir besonders schwer ihn nach einem Attest für das Versorgungsamt zu fragen. Denn nach dem Gespräch mit meinem Anwalt, brauche ich nun ausführliche Berichte von meinen Ärzt: innen, die meine Einschränkungen im alltäglichen Leben belegen. Er reagierte super entspannt und sagte, dass er sich dafür ein Stündchen Zeit nehmen wird. Ich hatte solche Angst, dass er "nein" sagt, weil die Ergebnisse des Schrittmachers so gut sind. Aber er sagte etwas zu mir, woran ich selbst immer wieder zweifle, weil mir alle Welt das Gegenteil suggeriert: "Es ist nunmal so, dass du eine schwere Erkrankung hast, die die Implantation eines Schrittmachers erforderlich machte. Zum Glück hat das zu einer Verbesserung der Symptomatik geführt, allerdings bist du dadurch nicht geheilt. Im Vergleich zu einem gesunden Menschen kannst du trotzdem weniger Nährstoffe zu dir nehmen und bist somit immer noch in deinem Alltag eingeschränkt. Sei es aufgrund der Schmerzen, der Abführtropfen oder der geminderten Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit. So ist es und so werde ich es auch aufschreiben." Genau das tat er. Einige Tage später erhielt ich sein ärztliches Attest. Dieses ist nicht nur für die Begründung meines Widerspruches hilfreich, sondern auch für mich als Patientin. Denn endlich habe ich schwarz auf weiß belegt, dass ich ernstgenommen werde und meine Erkrankung nicht zu verharmlosen ist. Danke Professor Goodman!

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