Diagnose Nr.5: Pylorusstenose
- Ina Luzia
- 1. Apr. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Juni 2023
Der letzte Aufenthalt in Hamburg war ziemlich frustrierend, aber Aufgeben ist keine Option. Deshalb bat ich die Chefärztin um Rat. Sie sagte, dass die Diagnostik so gut wie ausgeschöpft sei. Sie würde aber noch eine HR-Manometrie empfehlen. Diese sollte die Vermutung eines krampfenden Magenpförtners bestätigen oder widerlegen, bevor man über einen Magenschrittmacher nachdenkt. Ich dachte die Dünndarm-Manometrie wäre das Schlimmste gewesen, aber diese Untersuchung toppte alle bisherigen. Dazu später mehr. Im Krankenhaus erlebt man nicht nur seine eigenen Geschichten, sondern auch die der anderen Patienten. Meine Zimmernachbarin Birgitt hatte Metastasen in der Lunge, die gestoppt werden konnten. Aber der Ursprungskrebs ist ein Tumor in der Bauchspeicheldrüse. Birgitt war im Krankenhaus, weil sich durch die Chemotherapie ihre Galle aufstaute und deshalb ein Stand gesetzt werden musste. Ich habe ihr gar nicht angesehen, dass sie so eine schwere Form von Krebs hat. Sie war trotz allem total positiv eingestellt. Wir motivierten uns gegenseitig weiter zu kämpfen und sagten uns, dass wir beide irgendwann gesund sein werden." Morgens so gegen 08.00Uhr ging es für mich runter in die Endoskopie. Birgitt hatte ihren OP Termin erst um 14.30Uhr, deshalb waren wir uns sicher, dass wir uns noch sehen würden. Bei meiner Untersuchung ging aber so ziemlich alles schief, was hätte schief laufen können. Unter Narkose sollte erneut eine Sonde gelegt werden. Diese würde über mehrere Stunden die Aktivitäten des Magenpförtners messen. Nur leider hatte sich der Schlauch in meinem Magen aufgerollt und war an einigen stellen kaputt. Als ich aufwachte wuselten schon sämtliche Ärzte und Pfleger um mich herum. Die Chefärztin höchst persönlich fuhr mit mir hoch zum Röntgen. Eine Stunde lang wechselte ich von Rücken- zu Seitenlage. Auf dem Rücken wurde geröntgt und auf der Seite wurde die Sonde vor und zurück geschoben. Solange bis sie an der richtigen Stelle lag. Währenddessen lief mehr und mehr Blut aus meiner Nase. Der Schlauch rollte sich ab und zu in meinem Rachen auf. Ich bekam einen starken Brechreiz und dachte ich müsste ersticken. Noch zwei Tage nach der Untersuchung konnte ich vor Schmerz nicht richtig schlucken. Als ich um 15.30Uhr wieder hoch auf Station kam, dachte ich ich hätte Birgitt verpasst. Aber sie wartete immer noch. Plötzlich kam die Stationsärztin rein und sagte: "Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Pankreaskarzinom doch wieder gewachsen ist. Aber machen sie sich darüber keinen Kopf, denn wir behandeln hier ja erstmal ihre Galle." Mir ist fast die Kinnlade aus dem Gesicht gefallen. Nur jeder zehnte Patient überlebt Bauchspeicheldrüsenkrebs und die meisten von ihnen sterben wenige Monate nach der Diagnose. Aber darüber soll sie sich erstmal keine Sorgen machen!? Aufgrund von Corona, waren wir beide alleine auf dem Zimmer. Meine Mama stand vor dem Krankenhaus, weil sie erst ab 16.00Uhr für eine Stunde hoch kommen durfte. Ob Corona in dieser Zeit ungefährlich ist? Ich war jedenfalls die einzige, die in diesem Moment an ihrer Seite war. Dabei kannten wir uns erst einen Tag. Sie rief ihren Mann an und sagte: "Du Schatz, ich glaube ich werde bald sterben." Dabei wollte Birgitt unbedingt einmal in ihrem Leben den Kölner Karneval feiern. Dank Corona und ihrer Diagnose, scheint es fast unmöglich. Ich hoffe trotzdem, dass sie nicht aufgegeben hat und einer von zehn ist. Was mich anbelangt war ich trotz unzähliger Untersuchungen nicht schlauer als zuvor. Zusammengefasst: Mein Magen entleert nicht richtig; mein Magenpförtner (Pylorus) krampft willkürlich, sodass die Nahrung im Magen liegen bleibt; mein Dünndarm und mein Dickdarm arbeiten zu langsam. Dadurch wird vermutet, dass die Dickdarmbakterien in den Dünndarm gelangen und dort ihr Unwesen treiben. Die einzige Option neben der Einnahme von Resolor für die Steigerung der Darmmotilität, wäre Botox bzw. ein Schnitt des Pylorus, um die Stauung im Magenbereich zu lösen oder alternativ dazu ein Magenschrittmacher. Das war wirklich nicht das Ergebnis, das ich mir erhofft hatte und wäre ich nicht zufällig auf den Bericht von Volle Kanne gestoßen, dann würde mein Leben heute wohl völlig anders aussehen.
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