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"Deinen Rollstuhl sieht nur keiner."

Aktualisiert: 15. Juni 2023

In den meisten aller Fälle sind Arzttermine nicht schön. Entweder, weil man akute Beschwerden hat oder weil man über seine Erkrankung sprechen muss. Zum Beispiel, dass man eigentlich ein unsichtbarer Rollstuhlfahrer ist. Aber dazu später mehr. Zuerst möchte ich Euch erzählen, wie ich bei meinem letzten Arzttermin doch etwas grinsen konnte. Ich betone ja immer wieder, wie schwierig es ist mit Ärzten zu sprechen. Ich habe mich schon lange gefragt, warum es so schwierig ist, das zu erfahren, was man eigentlich wissen will. Ich glaube ich habe endlich eine Antwort darauf gefunden. Wenn Ihr meine Beiträge gelesen habt, dann wisst Ihr, dass ich schon mit einem ganzen Fragenkatalog die Praxis betrete. Ich stelle also meine erste Frage und dann geht es los. Der Arzt holt so weit aus, dass ich das Gefühl habe, er würde mir gerade aus einem seiner Fachbücher vorlesen. Während ich mich also darum bemühe die Hunderttausend Fremdwörter zu verstehen und deshalb gleichzeitig weitere Fragen einwerfe, habe ich die eigentliche Frage schon wieder vergessen. "Wird wohl ausführlich beantwortet sein, schließlich redet er gerade wie ein Wasserfall." Aber das ist vor allem dann nicht der Fall, wenn es um Versuche oder Prognosen geht. Als meine Mama sich gerade über die Situation in Zeiten von Corona beschwerte -sie musste draußen in einem Zelt auf mich warten und konnte mich mal wieder nicht begleiten-, sprach mein Arzt in den Telefonlautsprecher: "Bei Ihrer Tochter mache ich mir da gar keine Sorgen. Sie ist ja nicht auf den Mund gefallen und kitzelt schon das aus den Ärzten raus, was Sie wissen möchte." In diesem Teil des Gesprächs musste ich etwas schmunzeln. Ich hatte zuvor auch meinen Arzt wie einen Schweizer Käse mit Fragen löchern müssen. Und erinnert Ihr euch noch an die Sorte Ärzte, die erst eine Ansage, wie "ich muss Jogginghosen in Größe xxs kaufen..." brauchen, damit sie aufwachen? Diesen Satz hatte ich ihm damals an den Kopf geworfen. Aber seit dem läuft die Kommunikation zwischen uns wie am Schnürchen. Er benutzt sogar Metaphern zur Erklärung. Und so ist auch die Überschrift für diesen Beitrag entstanden. Denn auf diesen anschaulichen Vergleich, bin tatsächlich nicht ich gekommen. Meine Erkrankung ist ziemlich selten und es hat lange gedauert bis die Ursache gefunden werden konnte. Aber Ihr könnt sie Euch so vorstellen, wie bei einem Rollstuhlfahrer. Ein Rollstuhlfahrer hat zum Beispiel eine Fehlfunktion der Muskeln in seinen Beinen und kann deshalb nicht laufen. Bei mir ist das ganz ähnlich. Nur sind bei mir nicht die Beine, sondern verschiedene Organe betroffen. Ich werde auf unbestimmte Zeit einen Rollstuhl brauchen, nur sieht den eben keiner. Deshalb fühlte ich mich lange nicht verstanden und ernstgenommen. Bei einem Rollstuhlfahrer ist offensichtlich, dass er ein Handicap hat, dass er Hilfe braucht und, dass er im Alltag enorm eingeschränkt ist. Das alles trifft auch auf mich zu, nur sieht man das auf den ersten Blick nicht. Auch wenn Ihr noch nicht wisst, an was ich genau erkrankt bin, bin ich mir sicher, dass es an meinem Blog nichts verändern würde. Ich hoffe einfach, dass ich Euch auch so etwas mit auf den Weg geben kann und Ihr einfach Spaß am Lesen habt.





 
 
 

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