Manchmal reicht ein Nein
- Ina Luzia
- 16. Dez. 2020
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Jan. 2021
Es gibt zwei Sorten von Menschen: Die, die einem gut tun und die, die einem nicht gut tun. Bevor ich krank wurde habe ich immer versucht es allen recht zu machen. Ich habe nie "nein" gesagt, sondern immer das gemacht, was von mir verlangt wurde. Nicht, weil es wirklich von mir verlangt wurde. Sondern, weil mein Pflichtbewusstsein es mir einfach aufgedrängt hat. So habe ich mich auch mit Menschen getroffen, die mir nicht gut getan haben. Nicht, weil es schlechte Menschen sind oder sie schlechte Dinge tun. Es sind Menschen, bei denen man sich nicht wohl fühlen, nicht man selbst sein kann. Ich verbringe zum Beispiel nur ungern Zeit mit Menschen, die mich ausschließlich bemitleiden. Zum einen habe ich manchmal das Gefühl, dass sie selbst so sehr in ihrem Mitleid ertrinken, dass ich sie am Ende selbst trösten muss. Und zum anderen sind es oft nur leere Worte, die als Lückenfüller dienen. Mitleid sollte immer ernst gemeint sein und über Worte hinaus gehen. Menschen, die mir auch nicht gut tun, sind die mit den "schlauen" Tipps. Natürlich bin ich immer offen für neue Ansätze. Nicht aber für die, die ich NATÜRLICH schon ausprobiert habe, weil sie einfach einfach sind und auf der Hand liegen. Es klingt dann ungefähr so, als würde man jemanden mit nur einem Arm fragen: "Du sag mal, hast du schonmal was von Prothesen gehört?" Würde auch keiner fragen oder? Und dann gibt es noch einen dritten Grund, warum man zu manchen Menschen "nein" sagen sollte. Das sind die Pessimisten. Es ist schon anstrengend genug jeden Tag, jede Stunde und jede Sekunde die Hoffnung zu bewahren. Da ist jeglicher Pessimismus, wie "Die Ärzte können dir nicht mehr helfen, du musst lernen alleine damit zurecht zu kommen." unangebracht. Natürlich lerne ich mit meiner Erkrankung umzugehen. Aber ich kann doch nicht vor der Zielgeraden aufgeben. Besonders dann nicht, wenn ich noch nicht alles ausprobiert habe. Und wenn es einen Weg gäbe, mit dem ich ohne Hilfe leben könnte, dann würde ich mir den Krankenhausmarathon wohl sparen. Ich habe mit der Zeit gelernt, wer mir gut tut. Und genau das sind auch diejenigen, bei denen ich über das "nein" sagen, gar nicht lange nachdenken muss. Ich brauche kein schlechtes Gewissen zu haben, denn meine Entscheidungen werden akzeptiert und verstanden. Manchmal müssen wir egoistisch sein und für unseren Körper einstehen, denn sonst leben wir irgendwann nicht mehr unser eigenes Leben.
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