Wut
- Ina Luzia
- 29. Okt. 2020
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Juni 2023
Wie viele Rückschläge muss ich noch wegstecken? Wie viel Schmerz muss ich noch aushalten? Wo ist das Licht am Ende des Tunnels? Werde ich je ein Licht sehen oder wird es nur dunkler und dunkler? So viele Fragen und so wenig Antworten. Die einzige Frage, die ich mir nie gestellt habe ist: Warum ich? Es ist auch nicht wichtig, warum gerade mein Leben auf den Kopf gestellt wurde, denn das wird sich nie beantworten lassen. Jeder kann vom Blitz getroffen werden. Die meisten Fragen, die ich mir stelle, kann ich zwar im Moment noch nicht beantworten. Aber es ist durchaus möglich, dass ich das eines Tages kann. Schicksalsschläge kommen unverhofft und sind einfach sinnlos. Es macht keinen Sinn, wenn man krank wird, wenn man als Kind geschlagen wird oder wenn man einen wichtigen Menschen verliert. Es macht keinen Sinn! Es macht wütend. Natürlich lässt sich aus jeder Situation etwas positives ziehen. So habe ich durch meine Erkrankung viel über mich selbst gelernt, wie stark ich bin und was ich für eine unfassbar tolle Familie habe. Uns könnte nichts auf der Welt auseinanderreißen. Aber der ganze Frust der sich ansammelt, muss manchmal einfach raus. Das Problem an chronischen Erkrankungen ist nämlich, dass man nie Zeit zum Durchatmen hat und wenn doch, dann ist die Zeit zu kurz. Mein Fass voll mit Wut ist jeden Tag kurz vor dem Überlaufen. Da reicht ein kleiner Stein und zack schwappt es über. Ich bin eigentlich ein sehr disziplinierter Mensch und sage mir in den meisten aller Fälle: "Schwamm drüber". Aber gerade in schlechten Phasen, verdrängt das Teufelchen schnell mal den Engel in mir und ich erkenne mich selbst nicht wieder. Ich habe mit der Zeit gelernt, dass das normal ist. Wenn man versucht das Pendel immer zurückzuhalten, dann schlägt es irgendwann umso stärker aus. Erst muss die Wut raus und dann setzt die Traurigkeit ein...

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